Wenn extreme staatliche Sicherheitsmaßnahmen die beste Garantie für Sicherheit wären, müssten Irak und Syrien Musterbeispiele für sichere Staaten sein, sie sind es aber nicht, ganz im Gegenteil. Wenn extreme private Sicherheitsmaßnahmen wie allgemeiner Waffenbesitz und florierende Privatsicherheitsindustrie die beste Garantie für Sicherheit wären, müsste die USA das sicherste Land der Welt sein, ist es aber nicht, ganz im Gegenteil.
Was sind hingegen die friedlichsten Länder der Welt mit funktionierender Demokratie heute? Es sind Länder mit guten wirtschaftlichen Perspektiven für die breite Gesellschaft, nicht nur für kleine Eliten. Es sind Länder mit hohen Investitionen in breite Bildung, Es sind Länder mit hohem Community-Geist und gesellschaftlichem Zusammenhalt, mit guter Integrations- und flexibler Anpassungskraft an neue technologische und soziale Anforderungen, kurz: mit Zukunft für alle!
In der Wissenschaft nennt man dies Resilienz, was Widerstandsfähigkeit im Sinne der Fähigkeit zur Lösung von Herausforderungen bedeutet. Resiliente Menschen, resiliente Organisationen und resiliente Gesellschaften zeichnen sich durch Lösungsorientierung, gesundes Selbstbewusstsein, Empathie, Gemeinwohlorientierung, Zukunftsiorientierung, Lernoffenheit, Anpassungsfähigkeit und Solidarität, Mitverantwortung für die Organisationen, in denen man tätig ist, Mitverantwortung für die Gemeinschaft und Gesellschaft.
Sicherheit entsteht durch gute Zukunftsperspektiven für alle
Wenn wir Sicherheit wollen, ist der mit Abstand beste Garant die Schaffung von guten Zukunftsperspektiven für alle. Wenn sich immer mehr Menschen bei uns und im Rest der Welt abgehängt fühlen von jenen Faktoren, die ihnen Zukunftsperspektiven eröffnen, wird es immer mehr brodeln in unserer Gesellschaft und weltweit. Perspektivlosigkeit, Angst und Wut sind der beste Wegbereiter für immer mehr Hass, Gewalt und letztlich auch Terror.
Umgekehrt gilt aber auch: Wenn wir uns auf den Weg machen zu einem Engagement und einer lokalen bis globalen Politik für „mehr Zukunft für alle“ und auf diesen Weg immer mehr Menschen einladen mitzuwirken, dann entziehen wir den Hass- und Terror-Predigern den Boden. Wo echte und ernsthafte Hoffnung wächst auf ein besseres Leben, auf handfeste Zukunftsperspektiven, entscheiden sich die Menschen lieber für den Hoffnung stiftenden Weg. Das Beispiel Europas nach dem Zweiten Weltkrieg bestätigt, dass die Leitidee der sozialen Marktwirtschaft dieselbe Bevölkerung, die kurz zuvor noch der Hass- und Gewaltorgie des Hitlerismus verfallen war, mitnahm auf einen neuen und besseren Weg. Das Modell der ökosozialen Marktwirtschaft Europas hat den Menschen Hoffnung und Zukunftsperspektiven gegeben.
Eine neue Leitidee entwickeln für ein neues, diesmal nachhaltiges und weltweites Wirtschaftswunder
Ganz analoges brauchen wir heute als unsere Antwort auf die heutigen Herausforderungen. Wir brauchen eine neue, zeitgemäße und hoffnungsstarke Leitidee. Heute lautet diese: Zukunft für alle! Noch nie in der Menschheitsgeschichte gab es derart gute Voraussetzungen für „Wohlstand für alle“, der die Wirtschaft zugleich auf echte Nachhaltigkeit transformiert und bei weitem nicht auf materielle Zuwächse reduziert ist, sondern vor allem soziale und ethische Qualitäten ausweitet.
Eine solche Leitidee der „Zukunft für alle“ auszuarbeiten und weltweit zum Durchbruch zu bringen, ist die vermutlich wichtigste Herausforderung, der wir uns stellen und die wir meistern müssen. Die gute Nachricht ist: Eine solche Initiative entsteht bereits gerade. Sie wird ihre Initialkonferenz am 11./12. November mit dem VISION SUMMIT 2016 in Berlin haben.
Fangen wir jetzt alle miteinander an, genau hierüber nachzudenken: Wie muss eine solche neue Leitidee für eine ernsthafte, in unserem persönlichen Umfeld und der Breite der gesamten Menschheit wirksam werdende Leitidee einer „Zukunft für alle“ aussehen? Mit welchen Maßnahmen bringen wir sie auf die Straße – auf die Straße echter Veränderung und Verbesserung der Zukunftsperspektiven für letztlich alle?
Dafür sind viele Maßnahmen und Beiträge erforderlich. Unser Beitrag dazu ist ein Konzept für die Einführung eines globalen Mindestlohns, einer weltweiten Lohnuntergrenze von einem Dollar pro Stunde in allen Ländern der Welt. Damit würde mehr als eine Milliarde Menschen in kürzester, effektivster und unmittelbarster Weise aus der Armutsfalle und aus Zukunftsperspektivlosigkeit befreit. Dies wäre ein sehr starkes Signal für den Aufbruch zu weiteren Maßnahmen für eine „Zukunft für alle“. Am 1. August erscheint im Piper Verlag das Buch zu diesem Vorschlag: „Die 1-Dollar-Revolution – Globaler Mindestlohn gegen Ausbeutung und Armut“. Am Ende dieses Buches ist ferner ein Anhang eingefügt mit der Einladung zu einer neuen und breiten Initiative für eine starke neue Leitidee, wie sie hier skizziert wurde. Legen wir los. JETZT!!
Georgios Zervas / Peter Spiegel: Die 1-Dollar-Revolution. Globaler Mindestlohn gegen Ausbeutung und Armut. 2016. 256 Seiten. Gebunden € 20,00. Piper Verlag